Festungstage Grauerort 2006

Nur wenige Jahre nachdem das Königreich Hannover an Preußen fiel, wurde in der Nähe von Stade direkt an der Elbe das Fort Grauerort errichtet um insbesondere den Hamburger Hafen vor feindlichen Übergriffen zu schützen. Wir fanden uns am 12. Mai in der Festung ein, um uns auf die Verschiffung in die Kolonien vorzubereiten. 

Eine abendliche Instruktion über die taktische Lage durch den Oberstwachtmeister verdeutlichte den Freiwilligen welch Schwierigkeiten und Strapazen nicht nur in den Kolonien auf sie warten würden. Der Feldwebel des Ostasiatischen Expeditionskorps erkannte auf den ersten Blick das Potential der Festung, das ohne weiteres die Ausbildung von an die 300 Mann zuließe.

Der gut gemeinte Hinweis eines Unteroffiziers , dass das Trinken in der Hitze Afrikas das Wichtigste überhaupt sei, wurde von großen Teilen der angerückten Waffengattungen am Freitag Abend beherzigt und reichlich geprobt, so dass auch um 3:30 Uhr die letzen den Weg zu ihrem Feldbett in der Kasematte fanden.

Entsprechend gestaltete sich das Exerzieren und der Drill der Truppe am Samstag nur schleppend. Dennoch gelang es dem Festungsbaumeister Schulze die nötige Motivation bei den einzelnen Waffengattungen im erforderlichen Maße herzustellen. So konnte Oberstleutnant Mühlbauer vom kgl. Bayerischen Leibinfanterie Regiment als Kommandant der Festung dem angereisten bayerischen Staatsminister für preußische Angelegenheiten zumindest kleinere Erfolge über den Ausbildungsstand der Truppe berichten.

2 Hauptleute des Jägerbataillons 7 hatten ebenso den Weg an die Elbe auf sich genommen, um im Bückeburger Land für die nächsten Festungstage ausreichend Freiwillige bereitzuhalten. Das in der Festung liegende 1. Hanseatische Infanterie Regiment No. 75 hatte 9 Freiwillige unter der Befehlsgewalt von Hauptmann Tietjen abgestellt. Hannoversche und Altmärkische Kavallerie erkundeten zu Pferde das Gelände. Ein eigens aus Kamerun angereister Oberleutnant stellte die unterschiedlichen Uniformen kompetent und sicher vor.

Am Abend wurde Sang und Trank gedrillt, was am Sonntag zwar die Behandlung einiger Mannschaften und Offiziere in der Sanitätskasematte zur Folge hatte, die Moral der Truppe wurde aber bereits am Vorabend durch beherztes Eingreifen des Einjährigen Schaper mehr als wieder hergestellt. Ich bin zuversichtlich dass er spätestens im nächsten Feldzuge sein Patent erhalten wird.

So konnten sich die zugelassenen Zivilsten einen Eindruck der Truppe beim Bajonettieren, Contrafechten, Exerzieren mit dem Degen, Instruktion im Signalwinken, dem Drill mit  Gewehr und Anschlagarten auf dem Schießstand verschaffen. Der Kommandeur zeigte sich daher auch hocherfreut über den Ausbildungsstand. Die über die Maßen erfolgreiche Alarmübung bewies, welch hervorragende Leistung die Ausbilder den ihnen Anvertrauten abringen konnten.

Mein besonderer Dank gilt der RAG Grauerort unter der Leitung des Hauptmann i.Tr. Tietjen und Feldwebel i.Tr. Poppe vom IR 75 sowie unseren einzigen Altgedienten, dem Hauptmann   Töpfer nebst Frau und Oberleutnant Ritter.

In Gedenken an  Rittmeister Siegfried Mertens - Dragoner 17, der nun für immer abgesessen hat.

Text und Bilder: Oliver Duddek