Unser Besuch bei der Schlachtdarstellung in Königgrätz vom 30.06. - 02.07.2006
Die Garde auf Abwegen
Lange währte die Vorfreude, die Sachen waren schon Tage vorher gepackt, am Freitag, den 30.06.2006 ging es dann endlich los in Richtung Tschechei. Die Gruppe unseres Vereines war mit rund 30 Mitgliedern so groß, daß die Aufzählung der dargestellten Truppen ewig dauern würde. Den weitesten Weg hatten sicher Sergeant M. vom 1. Garderegiment zu Fuß (Anreise aus Leverkusen) und Oberstleutnant Mühlbauer vom Infanterie Leibregiment (Anreise aus Hamburg) auf sich genommen um dem Spektakel anläßlich der 140. Wiederkehr der Schlacht von Königgrätz beizuwohnen. Dem 1. Hieb und seinem kundigen Fahrer vom 1. Gardeulanenregiment, Secondelieutenant Jens Nguyen, wurde es obendrein zum Verhängnis, daß offenbar in Tschechien so viele Chlums vorhanden sind, wie in Köln Einwohner mit Namen Schmitz. Prompt wurden sie von einer tschechischen Tankwartanwärterin zum falschen Chlum geleitet und kamen so erst in der Nacht in der Schlammwüste des Zeltplatzes vor dem richtigen Chlum an. Daß Ähnliches auch den meisten anderen passiert war, fanden die übermüdeten Gardisten wenig tröstlich. Unser Vorschlag an den Landschaftsverband Hradce Kralove ist daher, doch bitte die ca. 15 Chlums einfach durchzunummerieren. Der Regen hatte den Boden im Zeltlager komplett durchgeweicht, jedoch blieb es nach dem verregneten Freitag an den anderen Tagen strahlend sonnig, bis heiß.
Am nächsten Morgen machte sich dann der größte Teil der Vereinsabordnung auf, die nahe gelegenen Denkmäler und den Ort Chlum zu besuchen. Die Garde dagegen ließ es sich nicht nehmen, in den Ort Königgrätz (heute Hradce Kralove) zu ziehen und dort zunächst die Stadt und den Antikmarkt zu erkunden. Danach fand auf dem Marktplatz eine großangelegte Schlachtdarstellung statt, zu deren Beobachtung sich auch noch einige weitere Vereinsmitglieder und sogar drei Bayern des Traditionsverbandes Chevaulegers in München einfanden. An der Schlacht nahmen auch offenbar mit den Habsburgern fraternisierende italienische Bersaglieri und wild aussehende Freicorps teil. Das Gefecht wurde erbittert geführt und wogte lange hin und her. Am Ende erwies sich jedoch wie erwartet die überlegende Feuerkraft des Dreyse Hinterladers der Preußen als schlachtentscheidend und so zeugten zahlreiche Gefallene der Oestreicher und derer Verbündeten auf den Marktplatz von ihrer Niederlage. Später marschierten alle anwesenden Gruppen gemeinsam mit klingendem Spiel, welches von den Spielmannszügen des 1. Garderegiments zu Fuß und des Kaiser Alexander Gardegrenadierregiments Nr. 1 gestellt wurden, in einer langen und eindrucksvollen Kolonne auf dem Marktplatz auf. Jede Gruppe erhielt für die Teilnahme am Marsch und Gefecht ein wunderbares, gesticktes Fahnenband. Später wurden bei den Tschechen noch einige Auszeichnungen und Beförderungen vorgenommen. Nach einem ausgelassenen Ausklang des Tages in einem Biergarten, an dem die ganze Gruppe und auch die Bayern teilgenommen hatten, ließ sich unsere wackere Garde von einer Motordroschke direkt an den Ort des Gefechtes Fahren: Chlum. Dort wurden ausgiebig die Denkmäler, besonders jenes österreichische an der Batterie der Toten und das preußische weiter oben für die Gefallenen der 1. Garde-Infanterie-Division und dessen Kommandeur Generalleutnant Freiherr Hiller von Gaertringen, der hier ebenfalls den Tod fand, erkundet. Als Ehrenbezeugung wurde jeweils eine Salut-Salve gefeuert. Gut gelaunt ging es dann zurück in´s Biwak, wo der Rest des Vereines inzwischen wieder versammelt, bzw. noch auf der Suche nach der zwischenzeitlich verloren gegangenen Telegraphie war.
Am nächsten Morgen, der für einige von uns definitiv zu früh anfing, wurden wir mit lauter Rock-Musik, bzw. dem, was die Tschechen dafür hielten, beglückt. Anschließend machten wir uns alle fein für die Pietät-Veranstaltung am Denkmal für die Gefallenen der Batterie der Toten. Die Garde packte derweil wieder ihre 7 Sachen zusammen. Gegen Mittag wurden dann von allen ein letztes mal die Monturen angelegt. Als Teil der Kolonne des Kaiser Alexander Gardegrenadierregiments Nr. 1 marschierte der Verein Historische Uniformen zunächst in den Bereitstellungsraum oberhalb von Chlum. Von dort konnte man schön die sich mit mehreren Tausend Zuschauern füllende Wiese vor dem Zeltlager beobachten. Artillerieeinschläge kündeten dann vom Beginn der Kampfhandlungen. Endlich kam auch für uns der Befehl zum Vorrücken. Die Einschläge und Abschüsse der Kanonen kamen mit jedem Schritt näher und man konnte zumindest einen winzigen Zipfel dessen erahnen, wie es jenen Soldaten vor 140 Jahren wohl zumute war an gleicher Stelle. Sehr schnell standen wir mitten im Gefecht mit der Infanterie der Oestreicher, welche wir mit mehreren Salven eindeckten und abdrängten. Plötzlich wurden wir von prächtig ausgestatteten ungarischen Husaren und österreichischen Dragonern angegriffen, welche wir jedoch im schnell gebildeten Karree abwehren konnten. Gemeinsam mit den anderen preußischen Truppen zogen wir dann am brennenden Chlum vorbei auf die große Wiese wo sich wiederum die überlegene Feuerkraft der Hinterlader aus den Manufakturen in Sömmerda, Potsdam und Danzig zeigte. Das Schlachtfeld war schnell gefüllt mit den Toten der tapfer kämpfenden k.u.k. Truppen. Zum Abschluß der Veranstaltung wurden dem Publikum alle teilnehmenden Gruppen vorgestellt und sogar an einige, auch aus unseren Reihen, Auszeichnungen verteilt. Auf unsere wackeren, durchgeschwitzten Krieger wartete denn auch schon das verdiente kühle Bier im Lager. Die Garde reiste am Abend noch ab, der überwiegende Teil der Abordnung des Vereines erst am Montag.
Als Resümee kann man zweifelsohne von einer sehr gelungenen Veranstaltung sprechen. Den Tschechen gebührt ein großes Lob für die gute Organisation und die Tonnen an Sprengmitteln, die das Ganze so eindrucksvoll machten. Jeder, der dort war, wird sicher gerne ein anderes mal wieder dorthin zurückkehren, wenn wieder die Schlacht von Königgrätz dargestellt werden soll.
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