Sommeschlacht 1916 - Unsere erste Teilnahme an der Gedenkveranstaltung in Poziéres am 22. und 23.07.2006

Am 22.07.2006 reiste eine kleine Abordnung unseres Vereines, bestehend aus einem Hauptmann und einem Sergeanten im Ersten Garderegiment zu Fuß, nebst höchst willkommener weiblicher Begleitung als Dolmetscherin, an die Schauplätze einer der blutigsten Schlachten der Kriegsgeschichte. Die Anreise erfolgte entlang der Vormarschstraße, die seinerzeit die 1. deutsche Armee am (leider entgegen den Schlieffen-Plan überhaupt nicht stark gemachten) rechten Flügel der Angriffsbewegungen des Sommers 1914 genommen hatte. Nach der Passage von Bapaume wurde die Landstraße D929 (Straße von Bapaume nach Albert) genommen, an der sich in jedem noch so kleinen Dorf Denkmal und Friedhof an Friedhof reihen. Hier liegen nicht hunderte, sondern Tausende Gefallene, die hier offenbar um jeden Zentimeter dieser kleinen Dörfer gekämpft haben. Erstaunlicherweise finden sich kaum britische Denkmäler und Friedhöfe. Dafür jedoch unzählige Ehrenmale der Kanadier, Neuseeländer, Südafrikaner, Iren und Australier, welche am 23.07.1916 das Dorf Poziéres angriffen. Diesen Angriff beging nun Pozieres und wir waren vom Bürgermeister Hrn. Yves Potart eingeladen, den Deutschen Teil der Feierlichkeiten zu stellen.

So kamen wir denn Gegen Mittag in Poziéres an. Die Australier, dargestellt von Belgiern und einem Deutschen der S.R.D., hatten bereits ein Lager aufgebaut. Nun warfen wir uns in die ungewohnten feldgrauen Monturen und zogen mit den Australiern zu deren Denkmal am Ortsausgang. Danach ging´s wieder zurück in´s Lager. Danach erkundeten wir gemeinsam mit einem Belgier in Reihen der S.R.D, der das Deutsche Sturmbataillon 7 darstellt, die Umgebung. In Poziéres befindet sich das wohl ungewöhnlichste Café Europas. Im "Tommy Café" kann man neben Getränken und Sandwiches, auch Pickelhauben, Souvenirs, Bücher und andere Dinge erstehen. Im Biergarten ist eine Grabenlandschaft aufgebaut, mit deutschen und britischen Gräben. In der Umgebung gefundenes Material rundet das Bild ab. Abends um 22:00 Uhr wurde eine Vorstellung mit Lichteffekten aufgeführt, welche leider aufgrund eines starken Regenschauers nur mit der hälfte der vorgesehenen Lichteffekte aufwarten konnte. Unser Anteil bestand in der Abwehr eines Angriffes der Australier, danach sollten auch wir - sehr zu unserem Mißfallen - in den Schlamm sinken und sterben. Zu unserer Überraschung hatten wir dann, als es endlich soweit war, nicht einen Schuß abgefeuert, aber die Australier lagen trotzdem alle schon am Boden. So blieb die Kampfesehre des 1. Hiebes auch hier wieder einmal unbefleckt, wenn wir danach auch beide ebenfalls fielen.

Die Nacht verbrachten wir in der vom Bürgermeister für uns angemieteten Zimmern in einer kleinen Pension in einem Bauernhof im Örtchen Ginchy. Am nächsten Morgen hatten wir Gelegenheit eine größere Tour zu den Ehrenmalen der Umgebung zu unternehmen. Alle Denkmäler und Friedhöfe sind ohne weiteres in Uniform zu betreten, lediglich aus der Gedenkstätte des Beaumont Hamel Battlefield Park der Kanadier wurden wir von einem französischen Polizisten heraus geworfen mit der Begründung, daß hier keine Uniformen erwünscht seien. Ob nur deutsche Uniformen oder generell alle Uniformen, das ließ sich nicht in Erfahrung bringen

Gegen Nachmittag marschierten wir dann zum Denkmal der 1st Australian Division, wo neben dem Marineattaché Australiens auch ein ranghoher französischer Marineoffizier und die Offiziellen der Stadt Poziéres und des Landkreises jeweils eine Rede hielten und Kränze niederlegten. Untermalt wurde die feierliche Zeremonie durch einen Dudelsack-Spielmannszug aus Schottland. Danach marschierten wir alle durch den Ort, der Spielmannszug voran, zum Ortseingang, wo ein Relief zu Ehren der Australier enthüllt wurde. Dann marschierten wir in den Ort zurück, wo am Ehrenmal der französischen Truppen an der Kirche von Poziéres ebenfalls Kränze niedergelegt wurden.

Damit war für uns die beeindruckende Veranstaltung in dieser schwer vom Kriege gezeichneten Gegend beendet. Mit Stolz vernahmen wir die Worte eines britischen Zuschauers: "You were very smart, the Kaiser would be proud of you."