1. Garderegiment zu Fuß Potsdam
"Das vornehmste Regiment der zivilisierten Christenheit"
Das 1. Garderegiment zu Fuß ging im wesentlichen aus zwei Vorgängerregimentern hervor: dem Regiment des Königs, bzw. Bataillon Grenadiergarde Nr. 6 und dem Regiment Garde Nr. 15.
1677-1806
Zur Abwehr der Schweden wurde 1675 durch Reskripte vom 11./21. Mai und 10./20. Juni ein Regiment zu Fuß für den Kronprinzen Friedrich (1657-1713) errichtet, das Regiment Kurprinz Nr. 6. Dieses Regiment, zunächst noch aus nur zwei Bataillonen bestehend, ist der älteste Stamm des späteren 1. Garderegimentes zu Fuß. 1688, nach seinem Regierungsantritt, ging das Regiment Kurprinz Nr. 6, auf den Kronprinzen, seinen Sohn Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) über. Dieser später „Soldatenkönig“ genannte Sohn wuchs quasi mit und bei seinem Regiment auf. 1704 wurde ein drittes Bataillon gebildet, welches jedoch 1713 zur Bildung des Regimentes Nr. 22 abgegeben werden mußte. Aus eigenen Mitteln stellt der junge Kronprinz 1710 das Leibbataillon auf, welches er 1717 seinem Regiment als 1. Bataillon beigab. Besser bekannt ist dieses 1. Bataillon als „rotes“ Bataillon (wegen seiner roten Uniformierung) und vielmehr noch als „Potsdamer Riesengarde“, volkstümlich auch die „langen Kerls“ genannt. Das Skelett eines von ihnen kann heute noch in der Berliner Humboldt-Universität bewundert werden. In die Regierungszeit Friedrichs I. fiel die Stiftung des zweiten Stammregimentes des späteren 1. Garderegiments zu Fuß.
Am 1. August 1688 wurden aus 8 Kompagnien des Réfugé-Regimentes Varenne Nr. 13 das Regiment von Lottum Nr. 15 gebildet. Nachdem es 1719 einen neuen Chef bekam, hieß es fortan Regiment Coenen. Nach 1720 hieß es dann Regiment Goltz. Am 29. Januar 1732 wurde schließlich Kronprinz Friedrich (1712-1786), der spätere König Friedrich II. „der Große“, der Chef dieses Regimentes, welches fortan Regiment Kronprinz Nr. 15 hieß. 1688 wurde allgemein später als das Gründungsjahr des 1. Garderegiments zu Fuß angesehen, da dieses zum überwiegenden Teil aus dem alten Regiment Kronprinz (später Garde) Nr. 15 hervorgegangen ist.
Friedrich II. war ein nüchterner Rechner. Er hielt nichts von teuren Prestige-Soldaten und löste folglich die Riesengarde auf, die Mannschaften wurden auf andere Regimenter verteilt oder aus dem Armee-Dienst entlassen. Die Leibkompagnie wurde dabei zu gleichen Teilen auf die neuen Regimenter der Prinzen Ferdinand Nr. 34 und Heinrich Nr. 35 aufgeteilt. Die ältesten und schlechtesten Leute bildeten das Garnisonbataillon von Weyher in der Magdeburger Sternschanze. Lediglich ein Bataillon wurde aufrecht erhalten und fortan als Bataillon Grenadier-Garde Nr. 6 geführt. In dieser Formation bestand es bis 1806. Das 1. Bataillon Leibgarde des Regiments Garde Nr. 15 wurde am 4. August 1740 in Ruppin hauptsächlich aus dem alten 1. Bataillon des Regiments Kronprinz Nr. 15 gebildet. Aus den Mannschaften des aufgelösten Regiments des Königs Nr. 6 und der Grenadierkompagnie des 2. Bataillons vom Regiment Kronprinz Nr. 15 wurde am 3. August 1740 in Nauen das 2. Bataillon Garde des Regiments Garde Nr. 15 gebildet. Die 5 Musketierkompagnien des Regiments Kronprinz Nr. 15 bildeten den Stamm des Regiments Prinz Ferdinand Nr. 34. Bald darauf wurde in Potsdam das 3. Bataillon Garde des Regiments Garde Nr. 15 aus Abgaben der Armee im Tausch gegen überzählige Mannschaften des aufgelösten Regiments des Königs Nr. 6 gebildet. In dieser Formation bestand das Regiment fort bis 1806. Von den drei Bataillonen des Regiments Garde Nr. 15 hatte das 1. Bataillon Leibgarde eine Sonderstellung. Der König kommandierte es persönlich, wie auch die Leibkompagnie.
Teilnahme an Schlachten
Das Regiment des Königs, bzw. Bataillon Grenadiergarde Nr. 6 nahm an folgenden Schlachten Teil:
- 1677 Teilnahme am Feldzug gegen die Schweden in Pommern
- 1686 Schlacht bei Ofen
- 1689 Schlacht bei Kaiserswerth und Bonn
- 1691 Schlacht bei Leuze und Steenkerken
- 1695 Schlacht bei Namur
- 1696 Schlacht bei Gent
- 1697 Schlacht bei Oudenarde
- 1704 Belagerung von Geldern
- 13. August 1704 Schlacht bei Höchstädt
- 1706 Schlacht und Einnahme von Menin
- 1706 bis 1712 focht es in Flandern bei Tournai, Mons, Bethune, Douai, Landrecy und Meurs
- 11. Juli 1708 Schlacht bei Oudenarde
- 11. September 1709 Schlacht bei Malplaquet
- 1709 Belagerung von Gent
- 4. Juni 1745 Schlacht bei Hohenfriedberg, Verlust von 184 Mann
- 30. September 1745 Schlacht bei Soor
- 5. November 1757 Schlacht bei Roßbach, Verlust von 36 Toten und 156 Verwundeten
- 5. Dezember 1757 Schlacht bei Leuthen
- 14. Oktober 1758 Treffen bei Hochkirch, Verlust von 335 Mann
- 15. August 1760 Schlacht bei Liegnitz
- 3. November 1760 Schlacht bei Torgau, Verlust von 8 Offizieren und 338 Mann
Das Regiment Garde Nr. 15 nahm an folgenden Schlachten teil:
- 1693 Schlacht bei Neerwinden
- 1695 Schlacht bei Huy
- 1703 Schlacht und Einnahme von Rheinberg und Geldern
- 1704 Schlacht bei Höchstädt und Eroberung von Landau
- 1706 Schlacht und Einnahme von Menin
- 1708 Schlacht bei Oudenarde
- 1708 Schlacht bei Winnendael
- 1708 Schlacht bei Malplaquet
- 1709 Belagerung von Gent, Brügge und Ath
- 10. April 1741 Schlacht bei Mollwitz, Verlust von 16 Offizieren und 424 Mann
- 18. Juni 1757 Schlacht bei Kolin, Verlust von 24 Offizieren und 475 Mann
- 17. Mai 1742 Schlacht bei Chotusitz
- 1744 Belagerung von Prag
- 4. Juni 1745 Schlacht bei Hohenfriedberg, der Regimentskommandeur Oberst von Schwerin fällt
- 30. September 1745 Schlacht bei Soor, Verlust von 15 Offizieren und 389 Mann
- 1756 Einschließung der Sachsen bei Pirna
- 1757 Belagerung von Prag, am 23./24. Mai Abwehr eines Ausfalls der Besatzung der Stadt
- 5. November 1757 Schlacht bei Roßbach
- 5. Dezember 1757 Schlacht bei Leuthen, der Regimentskommandeur Oberst von Diericke fällt, Verlust von 17 Offizieren und 501 Mann
- 14. Oktober 1758 Treffen bei Hochkirch, Verlust von 13 Offizieren und 618 Mann
- 1758-60 Verteidigung von Breslau
- 5. August 1760 Schlacht bei Liegnitz
- 3. November 1760 Schlacht bei Torgau
- 19. Juli 1762 Schlacht bei Burkersdorf, Verlust von 15 Offizieren und 389 Mann
- 1793-95 Rheinfeldzug gegen das revolutionäre Frankreich
Der verlustreiche Tag von Leuthen war der erste Gedenktag des späteren 1. Garderegiments zu Fuß. Am Rheinfeldzug gegen das revolutionäre Frankreich nahm das Regiment Garde Nr. 15 ebenfalls teil. Mit ihm der bekannte Dichter Heinrich von Kleist (1777-1811).
1806-1815
Die Garde nahm an der Schlacht von Auerstedt erst Teil, als bereits der allgemeine Rückzug befohlen war. Sie deckte fortan den Rückzug der geschlagenen Armee und streckte die Waffen mit dieser am 28. Oktober 1806 bei der Kapitulation von Erfurt und Prenzlau. Hier endet der Werdegang der stolzen Garderegimenter Nr. 6 und Nr. 15. In Gaudenz bildeten die Reste des 1. Bataillons Leibgarde (1 Offizier, 2 Unteroffiziere, 1 Tambour und 24 Mannschaften) das Garde Depot, welches als ein Auffanglager für die sog. „Ranzionierten“ (= aus der Kriegsgefangenschaft entlassene) diente. Dabei wurde die 1. Kompagnie (Leib-Kompagnie) gebildet. Es wurden bis zum 24.01.1807 in Memel so viele Leute aus den alten Garderegimentern Nr. 6, 15 und dem Regiment des Königs Nr. 18 gesammelt, daß daraus die 2. Kompagnie gebildet werden konnte. Am 27.06.1806 schließlich konnten mit der 3. und 4. Kompagnie das komplette I. Bataillon (Grenadiere) gebildet werden.
Es wurde fortan Bataillon-Garde genannt. Am 12.11.1808 schließlich waren endlich so viele Leute gesammelt (vorzugsweise Ranzionierte aus dem Regiment Garde Nr. 15) oder neu ausgehoben worden, um aus dem I. Bataillon ein komplettes II. Bataillon (Grenadiere) mit den Kompagnien 5. – 8. und sogar einer zusätzlichen Garnison-Kompagnie aufzustellen. An diesem Tage erhielt das Regiment seinen eigentlichen Namen: Regiment Garde zu Fuß. Am 17.03.1809 wurde das III. Bataillon (Füsiliere) mit den Kompagnien 9. – 12. errichtet.
Das Regiment erhielt auf dem Tschako den goldenen Stern vom Schwarzen Adler Orden und auf dem Kragen und den schwedischen Aufschlägen Litzen. Diese waren bei Offizieren silbern gestickt und als Kapellenlitzen, bei Unteroffizieren und Mannschaften zunächst silber gewebt und als altpreußische Litzen geformt. Am 30.04.1809 wurden diese gegen weiße gewebte Kapellenlitzen ausgetauscht. Die Schulterstücke waren bei Mannschaften einfach weiß und bei Offizieren ebenfalls, jedoch mit den offiziertypischen Tressen. Das Lederzeug war weiß. So sollten die Abzeichen dieses Regiments bis zur Auflösung bleiben.
Am 19.6.1813 war aus dem „Normal-Bataillon“ ein neues Garderegiment zu Fuß gebildet worden. Das Garderegiment zu Fuß hieß folglich ab diesem Tage nur noch 1. Garderegiment zu Fuß, das neu gebildete Regiment war demnach das 2. Garderegiment zu Fuß.
Während der Befreiungskriege nahm das 1. Garderegiment zu Fuß an folgenden Schlachten teil:
- 02. Mai 1813 Schlacht von Groß-Görschen
- 20. Mai 1813 Schlacht von Bautzen
- 30. März 1814 Einnahme von Paris
Der Tag von Groß-Görschen bildet nach dem Tag von Leuthen den zweiten Gedenktag des 1. Garderegiments zu Fuß. An den Verlustziffern von 35 Offizieren und 874 Mann erkennt man, daß diese Schlacht für die jungen und unerfahrenen Grenadiere bzw. Füsiliere eine wahre Feuertaufe war.
1815-1858
1824 wurden dem Regiment zur Parade Grenadiermützen mit goldenem Schild und aufgeprägtem (bei Offizieren silbernem aufgelegtem) Stern vom Schwarzen Adler Orden und Krone verliehen. Zunächst bekamen diese entfernt an die Grenadiermützen aus friderizianischer Zeit erinnernden Mützen nur das I./II. Bataillon (Grenadiere). 1843 bekam dann auch das III. Bataillon (Füsiliere) solche Parademützen, diese waren jedoch etwas niedriger als die der Grenadiere und trugen seitlich den heraldischen Adler (bei den Grenadieren Granaten). 1842 wurde der bald volkstümlich „Pickelhaube“ genannte Helm eingeführt.
Er hatte hier - im Gegensatz zu den meisten anderen Regimentern - silberne Beschläge. Vorne trug das Regiment den silberfarbenen Gardeadler. Aufgelegt darauf war der silberne Gardestern, der bei Offizieren einen emaillierten Kern besaß und leicht hervorgewölbt war. Lediglich die Schuppenketten und Sternschrauben am Kreuzblattbeschlag der Offiziere waren vergoldet. Als Besonderheit trugen die Offiziere dieses Regimentes sechskantig ausgekehlte Helmspitzen und Haarbuschtrichter, welche sonst nur der Generalität vorbehalten war. Der Haarbusch war aus weißem Roßhaar gefertigt. Ab 1896 wurde der Haarbusch für Offiziere aus weißem Büffelhaar gefertigt, für Mannschaften blieb er jedoch nach wie vor aus Roßhaar.
Nun folgten lange Jahre des Friedens, welche nur unterbrochen wurden von den Ereignissen des Jahres 1848. Am 18.03. dieses Jahres kam es in Berlin zu Barrikadenkämpfen, die durch einen sich versehentlich gelösten Schuß eines Soldaten auf dem Schloßplatz ausgelöst wurden. Im Verlauf des Tages schlugen die Truppen den Aufstand jedoch blutig nieder in dem sie Straße auf Sraße unter großen Verlusten bei der Bevölkerung „säuberte“. Der König lenkte (zumindest vorerst) ein und ehrte einen Tag später die Gefallenen. Damit waren allerdings die Unruhen noch nicht beendet, denn am 12. September 1848 meuterten Grenadiere und Füsiliere des 1. Garderegiments zu Fuß, verfaßten eine Grußadresse an die Nationalversammlung und entrollten auf der "Mopke" (Exerzierplatz zwischen Neuem Palais im Park von Sanssouci und den Communs) das schwarz-rot-goldene Banner. Nur mit Mühe und unter Waffeneinsatz gelang es den Gardes du Corps die Unruhen zu unterdrücken. Es war dies die erste Soldatenrevolte in einer deutschen Armee.
1859-1871
Das 1. Garderegiment zu Fuß mußte bei der Heeresvermehrung laut der Kabinettsordre vom 23.02./05.05.1860 Mannschaften und Offiziere zur Bildung des neuen 3. Garderegiments zu Fuß abgeben, mit welchem es fortan im Brigadeverband stand und das es als sein „Schwesterregiment“ bezeichnete. Am Krieg gegen Dänemark nahm das Regiment nicht teil.
Während der Einigungskriege nahm das 1. Garderegiment zu Fuß an folgenden Schlachten teil:
- 03. Juli 1866 Schlacht von Königgrätz, Verlust von 5 Offizieren und 133 Mannschaften
- 18. August 1870 Schlacht von Gravelotte/St. Privat, Verlust von 17 Offizieren (darunter der Regimentsschef Oberst von Röder) und 357 Mannschaften
- September 1870 Schlacht von Sedan, Verlust von 1 Mann
- 29. Oktober 1870 Schlacht bei Pierrefitte und Villetaneufe
- 21. Dezember 1870 Schlacht bei Le Bourget (I. Bataillon (Grenadiere)) und Schlacht bei Stains und Spinai (II. Bataillon (Grenadiere) und III. Bataillon (Füsiliere)), Verlust von 7 Mannschaften
Die Schlacht von Königgrätz, oder Sadowa, wie sie die Österreicher und Franzosen nannten, mit dem berühmten Sturm „aus dem Nebel“ auf Chlum wurde zum dritten Gedenktag des Regimentes. Beim Sturm auf St.-Privat mußte die gesamte Garde, insbesondere aber das 1. Garderegiment zu Fuß, für diesen Frontalangriff schwere Verluste hinnehmen. Im mörderischen Chassepotfeuer der Franzosen schmolzen die Kolonnen nur so dahin und wenn die Sachsen nicht rechtzeitig eingegriffen hätten, wäre wohl diese Schlacht verloren gegangen. Aus den Fehlern der vorangegangenen Schlachten hatte das Gardecorps anscheinend nichts gelernt und dafür hier schwer bluten müssen. Ein solcher Angriff wiederholte sich während des weiteren Krieges nun nicht mehr.
1871-1914
Anstelle der bisherigen „1“ trugen die Mannschaften der Leibkompagnie des 1. Garderegimentes zu Fuß ein gotisches „L“ auf den Achselstückknöpfen. Eine Order mit genauer Zeitangabe hierfür ist nicht mehr erhalten. Diese Auszeichnung muß jedoch zwischen 1868 und 71 befohlen worden sein.
Am 22.03.1875 erhielten die Feldachselstücke des 1. Garderegiments zu Fuß und der Gardes du Corps Zwischen Auflage (Soutache) und weißer Unterlage eine silberne Tresse. Am 12. 11.1888 wurden Schuppenketten und Offizierssterne am Helm silbern.
1890 bekamen der Regimentsstab und das I. Bataillon (Grenadiere) ein silbernes Bandeau mit der Aufschrift „Semper Talis“ (lat. = stets gleich) verliehen, welches auf dem Helm über dem Adler und auf der Grenadiermütze über dem Gardestern montiert wurde. Auf der Grenadiermütze führte auch I. Bataillon (Grenadiere) das dieses Bandeau, jedoch seltsamerweise nicht auf dem Helm. 1894 dann wurden neue Grenadiermützen nach dem Vorbild der Mützen des alten Regiments Garde Nr. 15 eingeführt. Sie trugen vorn ein silbernes, verziertes Blechschild, mit kleinem Adler und bei den Grenadierbataillonen den Schriftzug „Semper Talis“, bei den Füsilieren, deren Mütze wieder etwas kleiner war und einen gelben Beutel trug (bei den Grenadieren rot), lautete der Schriftzug „Pro Gloria et Patria“ (lat. = Für Ehre und Vaterland). Die alten Mützen gingen an das Kaiser-Alexander-Gardegrenadierregiment Nr. 1.
Mit A.K.O. vom 09.02.1894 wurde ausschließlich für Offiziere des 1. Garderegiments zu Fuß eine Schießauszeichnung eingeführt. Diese Auszeichnung bestand aus einem silbernem, flach geflochtenem Achselband und besaß unten eine Silbereichel. Sie war entgegen den anderen Schützenschnüren, die für Mannschaften geschaffen wurden, nur für Offiziere des Regimentes gedacht. Sie wurde am rechten Schulter- und zweiten Waffenrockknopf befestigt und war bei Versetzung weiter zu tragen.
1902 wurden bei allen Regimentern, deren Chef der Kaiser war, also auch beim 1. Garderegiment zu Fuß, ein spezieller Griff bei Paraden vor dem allerhöchsten Monarchen eingeführt, das „Anziehen“ des Gewehrs. Dieser Griff wurde in Anlehnung alter Exerziergriffe des Heers Friedrichs des Großen, dessen größter Bewunderer wohl Wilhelm zwo war, angewendet. Ein weiteres Privileg dieser Art war das Abspielen der Königs-, bzw. später Nationalhymne beim Frontabschreiten durch den Monarchen, erstmals erwähnt 1861, 1890 dann ausdrücklich beschränkt auf große Kaisermanöver.
Durch A.K.O. vom 14.02.1907 wurde die neue feldgraue Bekleidung eingeführt. Diese unterschied sich beim 1. Garderegiment zu Fuß von der Linie in einigen Punkten. Zum einen dadurch, daß die weißen Litzen am Kragen und Ärmelaufschlag weiter geführt wurden. Sie hatten die Maße der bisherigen, lediglich der Zwischenraum der beiden Kragen-Litzen war nicht mehr rot sondern von Grundtuch, also feldgrau. Unteroffiziere wie bisher nur eine Litze am Kragen. Offiziere hatten mattsilberne gewebte Litzen auf den Ärmeln und auf kleinen weißen Kragenpatten. Der Helmbezug trug bei der Garde keine Regimentsnummer.
In den langen Jahren des Friedens nach 1871, wurden Mannschaften für die China- (1900) und Deutsch-Südwest-Feldzüge (1904) abgegeben. Dies waren die einzigen nennenswerten Aktivitäten außerhalb des normalen Dienstes und Exerzierdienstes.
1914-1918
In den ersten Weltkrieg zog das Regiment mit seinem Kommandeur, dem Prinzen Eitel Friedrich von Preußen. Am 09.08. wurde noch ein letztes mal auf dem Lustgarten paradiert, anschließend folgte ein Feldgottesdienst. Dies alles geschah in Anwesenheit der gesamten kaiserlichen Familie. Die Kaiserin schenkte jedem Offizier des Regimentes zum Abschied eine Rose. So rückte denn das Regiment abends zur Verladung auf den Bahnhof ab.
Danach nahm das 1. Garderegiment zu Fuß an folgenden Schlachten teil:
- bis 25.08.1914 Vormarsch durch Belgien und Nordfrankreich, (St. Gerard, Ermeton, St. Quentin), Verlust von 70 Mann und 8 Offizieren an Verwundeten und 37 Mann und 1 Offizier an Toten
- 29.08.1914 Schlacht von Colonfay, 820 Mann und 16 Offiziere verwundet, 350 Mann und 10 Offiziere tot
- bis 10.09.1914 Marneschlacht
- bis 14.11.1914 Schlacht bei Ypern, Verlust von 800 Mannschaften und je 8 gefallenen und verwundeten Offizieren
- bis 11.03.1915 Douai, Abwehrkämpfe, Verluste von 12 Offizieren, 682 Mannschaften
Wohl um ihn zu schützen wurde Prinz Eitel Friedrich am 14.11.1914 zum Führer der 1. Garde-Infanterie-Brigade ernannt, er ließ sich von seinem Vater, Wilhelm II. jedoch versichern, daß er das Regiment nach dem Kriege wieder übernehmen dürfe. Seinen Posten als Regimentschef, bzw. -führer übernahm Major von Bismarck. Die Kaiserin schenkte zu Weihnachten jedem Angehörigen des Regiments eine gefüllte lederne Zigarrentasche mit Namenszug. Als das Regiment am heiligen Abend im Dom zu St. Pierre die Messe beginnen wollte kamen plötzlich Wagen vorgefahren und der Kaiser höchstpersönlich entstieg einer dieser Karossen. Er blieb den ganzen Abend bei „seiner“ Truppe. Vom 06. bis 07.01.1915 besuchte er es erneut und nahm am 07. eine große Parade des Regimentes ab. Das Regiment wird in Douai wieder komplett aufgefüllt, teils mit Rekruten, teils mit Kavalleristen, Landwehrmännern und Reservisten. Auch folgten größere Abgaben an andere Regimenter, sodaß von den rund 3.500 Soldaten des Ausmarsches 1914 Anfang 1915 nur noch 7 Offiziere, 127 Unteroffiziere und 355 Mann übrig waren. Alle anderen waren neu hinzu gekommen.
03.03.1915 wurden die auffälligen Litzen am Kragen per A.K.O. auf 7cm verkürtzt, was dem Maß für die Mantelpattenlitzen entsprach, die alten 14cm langen Litzen wurden zurückgelegt für den späteren Frieden. Mit der gleichen A.K.O. wurde der „vereinfachte Feldrock M1915“ eingeführt, der nun Rollaufschläge ohne Vorstoß und ohne Litzen hatte. Unteroffiziere behielten die einzelne Litze am Kragen.
Das Jahr 1915 ging für das Regiment wie folgt weiter:
- bis 02.05.1914 Galizien, Durchbruch bei Gorlice, 21 Tote und 80 Verwundete
- bis 31.08.1915 Vormarsch bis zum Bug
Insgesamt verlor das Regiment an der Ostfront 45 Offiziere und 2500 Unteroffiziere und Mannschaften tot oder verwundet. Von denjenigen, die die Kämpfe bei Colonfay 1914 mitgemacht hatten, waren nur nur noch 1/10 im Regiment übrig. Hätte der Krieg ein anderes Ende genommen, wäre der Tag von Gorlice sicher ins Ehrenbuch des Regimentes aufgenommen worden.
Gemäß A.K.O. vom 21.09.1915 wurde die „Bluse M1915“ eingeführt, welche überhaupt keine Vorstöße mehr besaß, lediglich an den neuen, schmaleren Schulterklappen wurden noch farbige Vorstöße angebracht. Mit der A.K.O. wurden allgemein neue Waffenfarben eingeführt, die Infanterie erhielt dabei weiß als Farbe, für das 1. Garderegiment zu Fuß änderte sich also farblich nichts an den Schulterklappen. Nur noch die Kragen-Litzen (an den Rollaufschlägen fielen die Litzen fort) unterschieden die Garde also von der Linie. Diese Litzen wurden mit der gleichen A.K.O. grau, nur der Spiegel war noch farbig. Er zeigte die Farbe der alten Litze, also hier wieder weiß, der Mittelteil war von der alten Kragenfarbe, also hier rot. Die Länge blieb bei 7cm. Die Offiziere bekamen zur Bluse gestickte mattgraue Litzen mit einer mattsilbernen Kordel anstelle des Spiegels. Die Patten hatten die Maße der bisherigen, waren jedoch vom Kragentuch der Bluse, also resedagrün. Diese neuen Proben sollten auch auf die vorhandenen Feldröcke älterer Machart gesetzt werden, das geschah aber praktisch nicht. Stattdessen wurden die alten Feldröcke unverändert aufgetragen, bis sie verschlissen waren. Nach dieser A.K.O. vom 21.09.1915 wurde auch ein neuer Waffenrock M1915, der sog. „Friedensrock“ eingeführt. Er entsprach weitestgehends der alten blauen Uniform, nur war er feldgrau und hatte die Taschen des Feldrockes M1907/10. Beim 1. Garderegiment zu Fuß waren demnach wieder die alten Vorkriegs-Litzen am Kragen und auch den Ärmelaufschlägen. Getragen wurde dieser Rock praktisch nicht mehr.
Der weitere Kriegsverlauf führte das Regiment zu folgenden Schauplätzen:
- bis 05.10.1915 Givenchy, Champagneschlacht, 12 Offiziere und 1500 Mannschaften und Unteroffiziere tot, verwundet oder vermißt - etwa die halbe Gefechtsstärke
- bis 01.09.1916 Sommeschlacht, Verlust von 18 Offizieren, davon 5 sicher gefallen (die Vermißten mußten größtenteils als gefallen angesehen werden), 1200 Unteroffiziere und Mannschaften, davon 305 gefallen
- bis 08.02.1917 Fresniéres, Maisonette
Der Regimentsführer Oberstlt. von Bismarck fiel am 05.11.1916 einem Scharfschützen zum Opfer. Mit Wirkung vom 06.11.1916 wurde Major Graf zu Eulenburg zum Regimentsführer ernannt. Auch er wurde nicht Regimentschef, da dieser Titel weiterhin Prinz Eitel Friedrich vorbehalten wurde, der nach dem Kriege wieder seinen angestammten Posten als Regimentschef einzunehmen wünschte.
Im Laufe des Frühjahres 1916 gelangte der neue Stahlhelm zur Truppe, der die Pickelhaube ersetzte. Der neue Stahlhelm war nun für alle Waffengattungen und Regimenter gleich. Das Gardecorps hatte jedoch vermutlich auf der linken Seite ein schwarz-weißes Schachbrettwappen, das Wappen der Hohenzollern. Offizielle Unterlagen finden sich hierzu nicht mehr, jedoch sind einige Originalstücke mit dem Wappen erhalten und auch auf der Regimentsgeschichte ist ein solcher Helm abgebildet. Es ist also sehr wahrscheinlich, daß das Wappen - zumindest von den Offizieren - getragen wurde.
Das Regiment nahm an folgenden weiteren Schlachten teil:
- bis 01.07.1917 Frühjahrsschlacht, St. Quentin, Chemin des Dames, Hurtebise Ferme, Argonnen, Verlust von 7 Offizieren, 38 Unteroffizieren und 279 Mannschaften
Am 06.06.1917 nahm das Regiment an einer Parade bei Apremont vor dem Kaiser teil.
- bis 19.08.1917 Tarnopol, Verlust von 145 Verwundeten und 30 Toten
- bis 13.10.1917 Riga, Verlust von 36 Verwundeten und 13 Toten
Nach einer kurzen Ruhephase ging es wieder an die Westfront. Dort wurde es in der neuen Stoßtrupptaktik ausgebildet und auf die kommende deutsche Entscheidungsoffensive vorbereitet. Während dieser Kämpfe im Jahr 1918 dezimierte nicht nur der Feind die gegnerischen Reihen, auch die neu aufgetretene Grippe (Influenza) raffte die Männer dahin, begünstigt durch Schlamm, Nässe und Erschöpfung.
Die Endphase des Krieges erlebte das Regiment an folgenden Orten:
- bis 21.03.1918 Reims, Liart
- bis 12.04.1918 Kaiserschlacht, Grivesnes, Verlust von 850 Unteroffizieren und Mannschaften an Verwundeten und 3 Offizieren, 1455 Unteroffiziere und Mannschaften an Gefallenen
- bis 08.07.1918 Chemin des Dames, Révillon, Verlust von 11 Offizieren (davon 2 gefallen) und 650 Unteroffizieren und Mannschaften
- bis 20.07.1918 Dormans, Marneschlacht, Verlust von 500 Gefallenen und Verwundeten, davon 5 Offiziere gefallen
- bis 30.09.1918 Rückzugskämpfe an der Vesle, Crécy-au-Mont, Argonnen
Das Regiment war inzwischen auf rund 315 Mann zusammengeschmolzen. Ersatz kam kaum noch nach, so wurde aus den zerschlagenen Resten ein Bataillon („Bataillon Eulenburg“) gebildet und erneut an die Front geworfen. Dort standen ihm seit dem 22.09.1918 auch frische amerikanische Truppen gegenüber. Dazu Artillerie, Tanks, Gas, Flugzeuge und das alles im Übermaß. Rittmeister Graf Eulenburg-Gallingen (Bataillonsführer) brachte die Lage in einem Funkspruch auf den Punkt: „Die Lage ist, das sollt ihr wissen, vergast, betrommelt und beschissen.“
Am 30.10.1918 traf noch einmal Ersatz ein, das Regiment wurde wieder aufgestellt, das II. Bataillon (Grenadiere) wurde jedoch nicht wieder aufgestellt, sondern endgültig aufgelöst und die verbliebenen Mannschaften auf die Kompagnien verteilt.
Das Ende des Krieges erlebte das Regiment während folgender Kämpfe:
- bis 11.11.1918 Rückzugskämpfe bei Grand Pré, Vouziers, an der Maas
Am 10.11.1918 führte das stolze 1. Garderegiment zu Fuß seinen letzten Angriff durch, indem es eine durch ein anderes Regiment verlorene Stellung bei Vrigne-Meuse zurückeroberte. Abends dann kam die Nachricht, daß Waffenstillstand herrsche. Im 1. Garderegiment zu Fuß fielen im Weltkrieg 97 Offiziere, 480 Unteroffiziere und 4025 Grenadiere/Füsiliere.
Das Regiment kehrte am 11. Dezember 1918 nach Potsdam zurück, Zuschauer säumten den Weg und warfen Blumen. Es wurden Soldatenräte eingesetzt, Major von Eulenburg legte daraufhin die Regimentsführung nieder. Nach einer letzten Versammlung in der Garnisonskirche wurden die meisten Regimentsangehörigen entlassen. Ein Teil schloß sich den Freikorps an und zog in´s Baltikum. Ein anderes Freikorps (Freikorps bzw. Regiment „Potsdam“) nahm an den Barrikadenkämpfen in Berlin teil. Wer in der Armee bleiben wollte wurde nach Aufstellung der Reichswehr in das 9. (Preußische) Infanterieregiment 9 überwiesen, dessen 1. Kompagnie die Tradition des alten 1. Garderegiments zu Fuß übernahm. In der Wehrmacht wurde daraus das Infanterie-/Grenadierregiment 9 und später das Panzergrenadierregiment 9.
Nach dem 2. Weltkriege erlebten die Truppenfahnen des 1. Garderegiments zu Fuß eine besondere Odyssee. Die Fahnen wurden, zusammen mit den Särgen Friedrich-Wilhelm I. und Friedrichs II. mit den übrigen Feldzeichen aus der Königsgruft in Potsdam, beim Abzug der Amerikaner aus Thüringen nach Marburg verbracht. 1946 wurden schließlich alle Garde-Truppenfahnen nach Wiesbaden in das Neue Museum verbracht. Dort blieben sie die nächsten Jahre über eingerollt stehen. Während die Särge der Könige schon sehr bald dorthin gebracht wurden, folgten jene 9 Garde-Feldzeichen, die schon in Potsdam an ihren Särgen hingen, erst 1954 in die evangelische Kapelle der Burg Hechingen, dem Stammsitz der Hohenzollern. Dort hingen Sie als Dauerleihgabe bis 1993. Als dann die Särge endlich, dem letzten Willen Friedrichs II. entsprechend, nach Potsdam zurückkehrten, wurden die Feldzeichen aus der Burg Hechingen zu den übrigen Fahnen der kaiserlichen Armee in´s Wehrgeschichtliche Museum im Schloß Rastatt verbracht. Dort sind sie bis zum heutigen Tage ausgestellt und die Odyssee der Truppenfahnen des 1. Garderegiments zu Fuß fand hier ihr vorläufiges Ende.
Einen Weg der ganz besonderen Art nahmen die Grenadiermützen des Regimentes. Diese wurde nach 1918 für 20M verkauft und gelangten so in Privathände. Ein Teil wurde von der Kölner Prinzengarde aufgekauft, bei welchen diese, bzw. Nachbildungen davon noch heute im Gebrauch sind.
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