Heeressanitätskorps
Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann die Entwicklung eines regelrechten Sanitaetsdienstes in der Armee. Bis dahin gab es, abgesehen von der roemischen Armee unter Kaiser Augustus (millitaerisch organisierter Sanitaetsdienst), keine bzw. nur eine unzureichende sanitätsdienstliche Versorgung der Soldaten. Dies war der Struktur der Heere, z.B. Landsknechtheere, geschuldet. In ihnen gab es oftmals nur einen Feldscher bei jedem Fähnlein und dies auch nur im Kriege. Erst mit dem Bedürfnis durch eine bessere medizinische Betreuung die ständige Einsatzbereitschaft großer stehender Heere zu unterstützen, begann der Aufbau des Militärsanitätswesen im Deutschen Heer. Die Gruppen der Militärärzte (vormals -Chirurgen) und Feldschere wurde zunächst von allen anderen Angehörigen des Militärs belächelt. So dauerte es bis weit in das 19. Jahrhundert bis sie den "Aufstieg" von einer unterprivilegierten, subalternen Stellung in den Stand der höheren Beamten mit Offiziersrang erreichten. Erst 1873 spricht man von Sanitätsoffizieren.
Dieser Aufstieg ist am Wandel der Uniform nachzuvollziehen. So bestand im 18. Jahrhundert die Bekleidung meist aus äußerst bescheidenen Uniformstücken mit Ausschmückungen von offizierunüblicher Art, oft aus der stark vereinfachten Truppenoffizieruniform. Eine der ersten bekannt gewordenen Ordres über die Feldscheruniform ist die König Friedrich Wilhelm I. vom 15.03.1731, in der er darauf hinweist, dass diese "nur" blaue Röcke und Kamisöler mit etwas Silber" zu tragen hätten. Die Farbe von Rock und Weste änderte sich öfters, getragen wurde der Hut mit breiter Tresseneinfassung. Am 04. März 1790 wird die Bezeichnung "...feldscher" in "...chirurg" geaendert.
Infolge der preußischen Niederlage von 1806/07 wurden die Chirurgen nunmehr "Militärbeamte mit bestimmten militärischen Rang". A.K.O. vom 09.11.1809 würdigt die Verdienste des Chirurgischen Personals und hebt die Tatsache hervor, dass die Militärchirurgen alle Gefahren mit den Soldaten teilen müssen. Gleichzeitig erfolgte in Anlehnung an das Heer die Umbenennung der Dienstgrade z.B. Generalchirurg erhielt Majorsrang, Regimentschirurg erhielt Stabscapitainsrang. Am 24.09.1807 erhielt der Generalstabschirurg der Armee Dr. Goercke Oberstrang.
1819 wurde allen Militärchirurgen mit Ausnahme der Pensionär- und Kompaniechirurgen der Titel "...arzt" verliehen. Sie trugen jetzt Offizierportepee und -kordon.
Im 19. Jahrhundert glich sich die Uniformierung der Ärzte zunehmend der Offizieruniform an. Es fehlten zunächst noch Rangabzeichen (dafür meist Kragenstickereien).
Mitte des 19. Jahrhunderts (1842 Einführung des Waffenrocks und der "Pickelhaube" in der Armee) erhielten die Militärärzte offizierähnliche Rangabzeichen, meist Epauletten, und den Helm (ab 1848). Die einzelnen deutschen Landesherren, insbesondere Sachsen, Württemberg und Bayern, behielten sich das Recht zur eigenverantwortlichen Ausgestaltung der Umform vor (z.B. Raupenhelm, zweireihiger Rockschnitt, etc.).
1857 wird dem Generalstabsarzt Dr. Grimm der persönliche Rang eines Generalmajor verliehen.
Am 20.04.1867, also nach dem deutsch-österreichischem Krieg, wurden für Ärzte zum Feld- und Manöverdienst Achselstücke eingeführt.
Am 20.02. 1868 wurde die Verordnung über die Organisation des Sanitäts-Corps erlassen. Mit ihr wurden die Ärzte und "Lazarettgehülfen" Personen des Soldatenstandes. Die Arzte erhielten die goldenen Doppellitzen, Halbmonde aus glattem goldenen Metall auf den Epauletten und als besonderes Kennzeichen den Äskulapstab.
Erst ab 1893 bot das Sanitätskorps ein fast einheitliches Bild.
Uniformierung der Sanitätsoffiziere ca. 1910 (Preußen)
- Helm: wie Linieninfanterie, mit deren Kokarde, Jedoch ohne Sterne der Kontingente
- Mütze: dunkelblau, gleichfarbiger Besatzstreifen, roter Vorstoß
- Waffenrock: dunkelblau, dunkelblauer Kragen (oft Samt) und Aufschläge, roter Vorstoß, goldene Litzenstickerei (Unter- und Einjährig-Freiwillige Ärzte keine Stickerei)
- Überrock: dunkelblauer Kragen, Brustklappenfütter rot
- Litewka: wie Infanterie, blaue Patten
- Lazarettrock: weißes Leinen, Achselklappen wie am Waffenrock
- Gradabzeichen: Epaulettenfelder und Unterlagen aus blauem Samt, goldene Halbmonde, goldener Äskulapstab;
besondere Achselstücke (schwarze eingelegte Plattschnur) - Feldbinde: eingeführt 1914, wie die der Infanterie, jedoch golden;
Feldbindenschloß mit Äskulapstäben - Paletot: dunkelblauer Kragen, roter Vorstoß
- Galahosen: wie Infanterie
- Degen: IOD 89, Koppel mit goldener Tresse
Bis 1913 trugen Sanitätsmannschaften eine Uniform in der Abzeichenfarbe der Sanitätsoffiziere, dann erhielten sie die Uniform ihrer jeweiligen Truppenteile.
Dienstgrade:
Sanitätsunteroffiziere (diesen entsprechender Unteroffiziersrang):
- Einjährig-Freiwilliger Arzt (Porteppee-Unteroffizier)
Sanitätsoffiziere (diesen entsprechender Offiziersrang):
- Unterarzt (kein)
- Assistenzarzt (Leutnant)
- Oberarzt (Oberleutnant)
- Stabsarzt (Hauptmann)
- Oberstabsarzt (Major)
- Generaloberarzt (Oberstleutnant)
- Generalarzt (Oberst)
- Obergeneralarzt (Generalmajor)
- Generalstabsarzt der Armee (Generalleutnant)
Für den Kriegsfall vorgesehene Dienstgrade:
- Vertragsarzt
- Landsturmpflichtiger Arzt in Assistenzarzt-, Stabsarztstelle
- Kriegsassistenzarzt ( - in Stabsarztstelle)
- Feldunterarzt
- Feldhilfsarzt
Termine
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