Pionier-Bataillon Fürst Radziwill (Ostpreußisches) Nr. 1 - Königsberg in Preußen

Der Ursprung des Bataillons geht auf die 4. Mineurkompanie der Festung Graudenz (Westpreußen) zurück, welche durch Anweisung Friedrich II. vom 24. Mai 1780 zu einem selbstständigen Mineurkommando wurde. Per allerhöchster Kabinettsordre aus dem Jahr 1889 wurde dieser Tag als Stiftungstag des Bataillons und die Graudenzer Mineure als Stammformation festgesetzt.

Während des Krieges gegen die Truppen Napoleons war die Kompanie im Jahre 1807 an der erfolgreichen Verteidigung der Festung Graudenz beteiligt. Ein kleines Detachement wirkte auch an der Verteidigung Danzigs mit. Während des nun folgenden Befreiungskrieges bewährten sich die Pioniere bei den anstrengenden Belagerungsarbeiten vor den Festungen Thorn und Danzig was die volle Anerkennung ihrer Vorgesetzten und der an ihrer Seite kämpfenden russischen Kameraden fand. Der Einsatz bei der Belagerung von Danzig fand Anerkennung durch die Verleihung verschiedener Eiserner Kreuze und russischer Georgsorden.

Während der Militärreformen und Heeresumstrukturierungen von 1816 bis 1861 entstanden in Preußen erst Pionier-Abteilungen, später Pionier-Bataillone. In dieser Zeit bildete man aus der 4. Mineurkompanie eine Pionierabteilung mit Standort in Danzig. Im Jahre 1860 trat Fürst Radziwill an die Spitze des preußischen Ingenieur- und Pionierkorps. Er war bis dahin Militärgouverneur der Provinz Brandenburg und kommandierender General des III. Armeekorps gewesen. Es erfolgten nunmehr die nötigen entscheidenden Veränderungen in Bezug auf Stärke, Einteilung, Dienstbetrieb und Ausbildung der Pioniertruppe. Am 4. Juli 1860 wurden die Provinzialbezeichnungen, somit für das Bataillon die Bezeichnung "Ostpreußisches Pionier-Bataillon Nr. 1", eingeführt. Am 27. November des selben Jahres erfolgte die Verleihung der Fahne. Zu dem Traditionsnamen "Fürst Radziwill" kam das Bataillon durch Kabinettsorder des Kaiser Wilhelm II. vom 27. Januar 1889.

Im deutsch-österreichischen Kriege 1866 zeigten Männer des Pionier-Bataillons u. a. in der Schlacht bei Königgrätz, dass sie auch als Infanteristen tapfer fechten konnten. Die Kompanien des Bataillons kämpften im deutsch-französischen Krieg 1870/1871 in vorderster Linie, so bei der Einschließung der Festung Metz, der Belagerungen von Straßburg, Diedenhofen und Meziéres. Den Vormarsch der deutschen Divisionen unterstützen und sicherten die ostpreußischen Pioniere weiterhin durch die Zerstörung von französischen Feldbefestigungen, Eisenbahnlinien und Brücken sowie den Bau von Feldbefestigungen, Geschützstellungen und von Behelfsbrücken, wie bei Sponeck über den Rhein. Nach Kriegsende wurden die im Feld stehenden Kompanien des Bataillons nach und nach in ihren Heimatstandort zurückgezogen.

Zur Errichtung des Samländischen Pionierbataillons Nr. 18 wurde 1893 die 2. Kompanie abgegeben. Im Herbst 1895 bezog das Bataillon die neuerbaute Kaserne im Königsberger Stadtteil Kalthof. Königsberg war seit 1890 Standort des Bataillons. Bis zur vollständigen Übernahme der ursprünglich nur für die Küstenverteidigung gedachten Seeminen durch die Marine im Jahre 1897 wurde auch dieser Dienst ausgeübt. Im Jahre 1899 gab das Bataillon 1 Offizier, mehrere Unteroffiziere und Mannschaften an das neugebildete 2. Telegraphenbataillon nach Frankfurt a.O. ab.

Eine Reihe von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften des Bataillons nahmen am Feldzug in China 1900/1901 und an den Kämpfen gegen die Hereros und Hottentotten 1904 bis 1906 im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika teil.

Im Jahr 1910 bestand das Pionier-Bataillon aus 4 Kompanien und einem Scheinwerferzug. 

In den ersten Weltkrieg zog das Batl. zunächst mit 4 Feldkompanien, 2 Reservekompanien, 1 Scheinwerferzug und 2 Brückentrains. Die aufgestellte Kavallerie-Pionierabteilung trat zur 1. Kavallerie-Division. Im Mai 1915 wurden dann noch die 5. Felkdkp, und die Pionierkp. 99 aufgestellt Das immobile Pionier-Ersatz-Batl. 1 wurde Ersatztruppe für eine ganze Reihe von Bataillonsstäben, Pionierkompanien, Minenwerferformationen, Brückentrains und einer Pionierschule.
 
 In diesem knappen Bericht kann aul den Einsatz des Batlls leider nicht näher eingegangen werden. Für den Osten mögen die Namen Tannenberg, Masurische Seen, Winterschlacht in Masuren, Narew, Düna und Beresina, für den Westen Flandern, Champagne, Verdun, Marne, Somme und Siegfried-Linie genügen.
 
 Den Divisionen und anderen Verbänden unterstellt, haben sich die Kompanien des Bataillons als Helfer der anderen Waffen und als Kampfpioniere in hohem Maße an allen Fronten bewährt und den Namen „Pioniere" zu einem Ehrennamen gemacht.
 
 Die Verlust während des ersten Weltkrieges waren für ein Pionier-Bataillon außerordentlich hoch. 43 Offiziere sowie 1209 Unteroffiziere und Mannschaften.
 
 Sollten Leser dieser Seite über Wissen oder Unterlagen zur Bataillonsgeschichte verfügen, würde es die Kameraden unseres Vereins sehr erfreuen, wenn sie sich  melden würden.