Luftschiffer-Bataillon Nr. 4
Vorgeschichte
Die Entwicklung der militärischen Luftschifffahrt zur Kaiserzeit beginnt im Prinzip mit dem ersten, erfolgreichen Zeppelinflug durch den Namensgeber, Ferdinand Graf Zeppelin, dieser aufregenden Technologie. Der ehemalige Ulanengeneral fing das Feuer der Begeisterung für diese Art von Fluggerät, als er sich 1864 als Premierleutnant mit Befehl des württembergischen Königs und einem Sonderpasseport, persönlich unterzeichnet von Abraham Lincoln, als Militärbeobachter der berühmten Potomac-Armee der Nordstaaten unter dem Befehl des späteren US-Präsidenten Ulysses S. Grant anschloß. Beim Vorrücken auf die Konförderierten Truppen in Louisiana setzten die Yankees erstmals Fessel -bzw. Drachenballons zur Langstreckenaufklärung und Geländeerkundung ein. Zeppelin brannte darauf, an einem solche “Flug” teilnehmen zu dürfen und war begeistert, aus knapp 200 Fuß Höhe, leider bewegungslos an ein Tau gefesselt über den Mississippi blicken zu können. Schon da reifte in ihm der Gedanke, erstens diese Technologie auch im deutschen Militär nutzbar zu machen und des weiteren, eine Möglichkeit zu entwickeln, sich in der Luft auch fortbewegen zu können.
Über 30 Jahre ruhten diese Ideen, bis er sich kurz nach seiner Pensionierung entschloß, seiner Traum zu verwirklichen. Nach einigen finanziellen Startschwierigkeiten und einem immensen Verschleiß an Ingenieuren, hatte Ferdinand Graf Zeppelin in Dr. Hugo Eckener einen Seelenverwandten gefunden. Diese Partnerschaft sollte die Rettung der zukünftigen zivilen, sowie militärischen Luftschifffahrt im Deutschen Reich werden. Die Ära Zeppelin und die der anderen großen Namen der Luftschiff-Systeme wie Parseval, Schütte-Lanz und Siemens-Schuckert begann mit dem ersten Passagierflug im Jahre 1900 in Friedrichshafen am Bodensee. Danach jagte ein Höhen -und Geschwindigkeitsrekord den nächsten sodaß schließlich das Militär auf Zeppelin und seine fliegenden Zigarren aufmerksam wurde. Schon 1884 wurde in Berlin das erste Luftschiffer-Bataillon gegründet, allerdings mit Fessel -und Drachenballons, ähnlich wie schon 30 Jahre zuvor in den Vereinigten Staaten erfolgreich getestet. In der Blütezeit der wilhelminischen Luftfahrt zwischen 1911 und 1913 entstanden so vier weitere Bataillone, strategisch auf das Reich verteilt, die der Heeresluftschifferinspektion in Berlin unterstellt waren. Auch der Marine wurden Luftschiffgeschwader unterstellt und sehr zum Leidwesen der Heeresluftschiffer, bei weitem mehr unterstützt als sie selber. Das mag vermutlich daran liegen, das die kaiserliche Marine sowieso das Lieblingskind unseres Staatsoberhauptes war und später dafür sorgte, das nicht etwa Heeres- sondern Marineluftschiffe sich ihre Lorbeeren bei der Bombardierung von England verdienten. Nichtsdestotrotz waren seit dem die großen Starrluftschiffe vom System Zeppelin und die kleineren, allerdings wendigeren Prallluftschiffe Typ Parseval und Schütte-Lanz nicht mehr vom deutschen Himmel wegzudenken und während des Weltkrieges im Fronteinsatz zur Aufklärung und gezielten Bombardierung eingesetzt. “Des Kaisers graueisige Geschwader” waren bald beim Feind in aller Munde und die tollkühnen Besatzungen avancierten schnell zu Nationalhelden.
Bataillonsgeschichte
Das 4. Luftschiffer-Bataillon, unterstellt dem XIV. Armeekorps im Karlsruhe mit Kommandantur in Mannheim sorgte 1913 mit einem Kardinalsfehler dafür, das eine Kompanie mit einem dazugehörigen Luftschifftrupp nach Gotha verlegt werden musste. Die Ingenieure der Luftschiffhalle am ursprünglich geplanten Standort Lahr hatte sich schlichtweg verrechnet, sodaß die gebaute Halle zwar für Parseval-Luftschiffe geeignet war aber die größeren Zeppeline einfach nicht hineinpassten. Der Kommandeur des 4. Bataillons, Major Bockelmann, und der luftfahrtbegeisterte Herzog Carl Eduard kannten sich von der Eröffnung der Luftschiffhalle und der Fliegerschule in Gotha im Jahre 1911 und Bockelmann war schon damals von der Halle begeistert. So trug er an die oberste Heeresleitung heran, man möge den Thüringer Herzog doch bitten, der 3. Kompanie bis zur baulichen Korrektur der Lahrer Halle eine Heimstatt zu geben. Da sich Gotha in der zivilen Luftschifffahrt bereits als Etappenziel zahlreicher Rekordfahrten einen Namen machen durfte lag es nahe, das der Herzog dem gerne zustimmte. So zogen im Frühjahr 1913 ca. 80 Soldaten in die eigens dafür angelegten Baracken auf dem Gelände des Gothaer Luftschiffhafens ein. Neben Kompaniechef, Spieß und allem was zu einer typisch preußischen Armeeeinheit jener Zeit gehörte zog auch ein Luftschiffertrupp, bestehend aus einem Schiffspflegetrupp, einem Flugabwehrtrupp, Telegraphentrupp und einem Signal -und Scheinwerfertrupp mit ein. Eine Luftschifferkompanie arbeitete ähnlich wie eine Hafenkommandantur der Marine, da die einzelnen Luftschiffe direkt dem Bataillon unterstellt waren und das Bodenpersonal u. a. für die Pflege und Instandsetzung der einzelnen Luftschiffe, die hier auf ihren Flügen vor Anker gingen gedacht waren. Knapp eineinhalb Jahre waren die Luftschiffer hier in Gotha zu Gast und erfreuten sich durch ihre zahlreichen Aktivitäten bei zivilen Luftfahrtveranstaltungen und anderen Festivitäten bei der Bevölkerung großer Beliebtheit. Von den Kameraden des in Gotha kasernierten Infanterieregiment Nr. 95, von dem aus sie auch mit Verpflegung und anderweitig logistisch und administrativ versorgt wurden, waren sie aber eher als Salonsoldaten belächelt, dieser Ruf haftet bis heute auch den Kameraden der deutschen Luftwaffe an. Zum Kriegsbeginn wurde dann die Kompanie versetzt, neu strukturiert und leistete als Feldluftschifftrupp der Feldluftschifferabteilung im belgischen Belfort Dienst und versorgte z.B. die an der Schlacht um Lüttich beteiligten Luftschiffe. Mit der Auflösung der Luftschiffertruppen im Jahre 1919 kam auch das Ende für dieses kleine Stück Gothaer Heeresluftschiffgeschichte.
Uniform der Luftschiffertruppen
Die Uniform der Luftschiffer entsprach im Großen und Ganzen der, der Pioniere und der anderen Verkehrstruppen wie Eisenbahner und Telegraphen. Der blaue Waffenrock mit roten Vorstößen, schwarzen Ärmelaufschlägen und Stehkragen und weißen Knöpfen. Die Bataillone 1. und 2. hatten zusätzlich noch auf Aufschlägen und Kragen, da sie zur Garde gehörten, die entsprechende Gardelitze. Schulterklappen waren bei den Bodentruppen grundsätzlich grau mit rotem “L” und der Bataillonsnummer darunter. Flugbesatzungen hatten zusätzliche Litzen auf Kragen und Aufschlagen, um sie vom Bodenpersonal besser unterscheiden zu können und schwarze Schulterklappen mit Auflagen aus Messing. Als Waffe und Seitengewehr wurden das Gewehr 98 und das Seitengewehr 98 in der kurzen Ausführung geführt. Kopfbedeckung war das Tschako, Modell 1895, mit, für die Bataillone 1. und 2. dem Gardestern in weiß, für alle anderen der weiße Linienadler. 1911 sollten sämtliche Verkehrstruppen eine einheitlich graue Uniform bekommen, dieser Gedanke wurde aber aus Kostengründen verworfen und erst mit Kriegsausbruch, dann allerdings für alle Truppenteile, wieder aufgegriffen. So könnte man lächelnd behaupten, das die Verkehrstruppen die “Pioniere” des später berühmten “Feldgrau” gewesen wären.
Termine
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