Unvergessen: Die Männer der EMDEN
Im Film und in historischen Darstellungen ist die abenteuerliche Geschichte des EMDEN-Landungszuges auch nach 100 Jahren noch lebendig
„Melde gehorsamst, Landungszug in Stärke von drei Offizieren, sechs Unteroffizieren und einundvierzig Mann von Bord!“ So beginnt Helmuth von Mückes Buch „Ayesha“, das im Sommer 1915 zum ersten Mal erschien. Hier schildert von Mücke die abenteuerliche Odyssee eines Teils der EMDEN-Besatzung um den halben Erdball – von einem Eiland im Indischen Ozean zurück nach Deutschland. Die Landeoperation auf den Kokosinseln – Auftakt zu einer höchst spannenden, ja, geradezu mythischen, Episode des I. Weltkrieges – schildert von Mücke folgendermaßen: „Es war am 9. November 1914, vormittags 6 Uhr 30 Minuten. (…) Mein Auftrag lautete dahin, die Funken- und Kabelanlage auf Direktion Island, der nördlichen Insel der Keeling-Gruppe, zu zerstören. (…) Es musste mit ziemlicher Sicherheit militärischer Widerstand erwartet werden. Deshalb wurden alle vier an Bord S.M.S. EMDEN befindlichen Maschinengewehre mitgenommen. Zwei trug die Dampfpinasse, die beiden anderen wurden auf die Kutter gebracht. Die Leute waren mit Gewehren, Seitengewehren und Pistolen bewaffnet. (…) Mit schussbereiten Maschinengewehren und Handwaffen legten wir, ohne Widerstand zu finden, an einer kleinen Brücke am Strande an, und im Marsch-Marsch ging es sofort in Richtung auf den Funkenmast vor.“
Der Tropenanzug der Kaiserlichen Marine
An Kolonial-Romantik historischer Postkarten erinnern dabei die gemäß einer Verfügung der Admiralität vom 24. Juli 1885 für die nach Übersee gehenden Besatzungen eingeführten Tropenuniformen der Kaiserlichen Marine. Sie passen so gar nicht zum Feldgrau, das heute üblicherweise mit dem Ersten Weltkrieg in Verbindung gebracht wird. Für Offiziere, Deckoffiziere und Feldwebel bestand der neue Tropenanzug aus weißer Hose, weißem Jackett, Tropenhelm oder weißer Mütze. Für die Mannschaften gelangten zum Landungs- und Tropenanzug braune wasserdichte Segeltuchgamaschen zur Ausgabe. Dazu kam dann die Feldausrüstung mit Brotbeutel aus braunem Segeltuch und Feldflasche aus Aluminiumblech mit braunem Filzbezug und schwarzem Riemen zum Anbringen am Brotbeutel. Als Bewaffnung diente für Offiziere und Feldwebel der Säbel mit Portepee und gemäß Marineverordungsblatt (MVBl 1914, 158) die Pistole 04 an einem 3,9 cm breiten Koppel aus braunem Saffianleder. Unteroffiziere und Mannschaften wurden mit dem Gewehr 98 ausgestattet, wozu am Koppel vier kleine Patronentaschen (zu je 15 Patronen) und das Seitengewehr 98/05 gehörten.
Ein besonders interessantes Ausrüstungsstück war der „glockenförmige“ Tropenhelm aus indischem Schilf oder Kork, für die Offiziere mit weißem Stoff bezogen und einer breiten goldenen Borte sowie Kokarde und abnehmbarem Sturmriemen. Er durfte allerdings nur in Übersee getragen werden, während die weiße Mütze (gem. MVBl 1889 Nr. 8) in der Zeit vom 1. Mai bis 1. Oktober auch in der Heimat aufgesetzt werden konnte.
Männer der EMDEN auf der Festung „Grauer Ort“
Zuletzt waren Männer der EMDEN im Mai auf der preußischen Elbefestung „Grauer Ort“ zu sehen. Seit 10 Jahren erfüllt die „Reservistenarbeitsgruppe (RAG) Festung Grauer Ort“ das historische Gemäuer bei Stade mit Leben - in Uniformvorstellungen, Exezierübungen und Ausstellungen zur Kaiserzeit. Darsteller aus ganz Deutschland reisen zu den alljährlichen „Festungstagen“ an. Da durften die Männer der EMDEN nicht fehlen – auch wenn dazu die Landeoperation aus dem Indischen Ozean kurzerhand ans Elbeufer verlegt werden musste.
Von S. Klose
Fotos: Die Close-Crew in den exakt nachgefertigten Tropenanzügen des SMS EMDEN-Landungszuges am Ufer der Elbe. Die Fotos entstanden bei den militärhistorischen Darstellungen der „Festungstage Grauer Ort 2014“ auf dem Areal des preußischen Forts bei Stade. Zu sehen sind die die Uniformen eines Kapitänleutnants, eines Fähnrichs und eines Obermatrosen.
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