Thüringisches Husaren Regiment Nr. 12
I. Die Husaren
Bei den Husaren handelt es sich um die leichteste Form der berittenen Truppen. Ihr Name leitet sich von dem Lateinischen "cursarius" (Herumstreifer) her. Die ersten aus Ungarn kommenden Gruppen tauchten im 16.Jahrhundet in Deutschland auf. Sie ritten die kleinen, leichten, schnellen und anspruchslosen Pferde ihrer Heimat. Ihre Aufgaben waren die Aufklärung und die Verschleierung der Bewegungen der eigenen Armee sowie die Verhinderung von Fahnenflucht.Als Bewaffnung führten sie einen Säbel, einen Karabiner und am Pferd zwei Pistolen. Damals sagte man ihnen nach, wild und undiszipliniert zu sein. Im 18. Jahrhundert bildeten diese Offiziere und Mannschaften den Kern einer immer wichtiger werdenden Waffengattung. Die preußischen Husaren verdanken ihre Entstehung dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. , der bereits 1721 mit der Aufstellung der ersten Husarenabteilungen begann.
II. Das 12. Husarenregiment
Am 30. Juli 1791 gab der Kurfürst von Sachsen FRIEDRICH AUGUST III. die Order zur Aufstellung eines Husarenregimentes, welches aus 8 Eskadrons zu bestehen habe. Ihre Uniformen bestanden aus weißer Attila mit blauer Verschnürung und weißer Stiefelhose.
Ende September traten die ersten Freiwilligen in Mühlberg an der Elbe zusammen. Da das Kurfürstentum zu dieser Zeit aus den Staaten Sachsen und Thüringen bestand, trat bald auch die wehrfähige Jugend Thüringens in die Reihen dieses Regimentes ein. Die Garnisonen lagen zunächst in Kölleda, Gebesee, Heldrungen, Wiehe, Donndorf und Artern. Am 28. - 30. November 1793 erhielt das Regiment in der Schlacht bei Kaiserslautern seine erste Feuertaufe.
Am 10. Oktober 1806 warf sich der "Ritterliche Prinz Louis Ferdinand an der Spitze der sächsischen Husaren dem französischen Heer bei Saalfeld entgegen, als er aber vom französischen "marechal de logis" zu Tode verwundet vom Pferd sank und neben ihm Generalmajor von Trüßschler und der Regimentskommandeur Oberst von Pflugk schwer verletzt auf dem Schlachtfeld lagen, mussten die Reste der Armee der französischen Übermacht weichen. Nun begannen für Preußen Jahre tiefster Erniedrigung. Sachsen trat an Frankreichs Seite, das Heer focht nun für Napoleon. Während dieser traurigen Zeit nahm das Regiment an 7 Schlachten und 26 Gefechten an den Ufern der Donau wie auf Russlands eisigen Gefilden teil. In der Schlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813 gelang es dem Regiment durch eine List, sich wieder an die Seite ihrer deutschen Kameraden zu schlagen (man ritt eine Scheinattacke).
Nach verschiedenen Gefechten mit den Franzosen wurde auf einem Kongress in Wien über die Fortführung des Krieges beschlossen. Hier wurde auch festgelegt, dass Sachsen die Hälfte seines Königreiches an Preußen abzutreten hatte. So fiel Thüringen an Preußen. Somit ist der eigentliche Gründungstag des 12. Husarenregimentes der 25. März 1815. Am 2. Mai wurde die Abtretung und die damit verbundene Teilung des sächsischen Heeres Tatsache. Am 17. Juni 1815 gegen 10 Uhr vormittags trennte sich das Regiment auf Grund seiner Heimatorte in einen sächsischen und einen thüringischen Teil. Die zwei thüringischen Eskadrons bildeten fortan das 12. Husarenregiment, welches unter anderem an der Attacke bei Namur am 20. Juni 1815 teilnahm. Am 8. Juli zog man in Paris ein, am 3. Oktober nahm das 12. Husarenregiment an der Siegesparade bei Paris teil, wo die Verstärkung von 2 auf 4 Eskadrons angeordnet wurde. Für die Verdienste im Kampf gegen die Napoleonischen Truppen wurde am 15. Oktober 1816 dem 12. Husarenregiment die Standarte übergeben. Nach einem längeren Aufenthalt in Schlesien rückten die Eskadrons in ihre heimatlichen Quartiere nach Eisleben, Artern, Sangerhausen und Kölleda ab.
Am 1. November 1835 wurde ein Garnisonswechsel durchgeführt, wobei die ersten zwei Eskadrons von Artern nach Eisleben und die verbleibenden nach Merseburg verlegt wurden. Im Jahre 1849 brachen in Baden revolutionäre Unruhen aus. Der Großherzog Leopold musste in das Elsass flüchten und suchte von dort aus die Hilfe Preußens. Man entsandte einige Regimenter, welche am 21. Juni im Gefecht bei Ladenburg, am 28. Juni im Gefecht bei Ötingheim und am 29. Juni im Gefecht bei Steinmauern, die Aufständischen besiegten. Dieser Aufstand fand sein Ende mit der Einschließung von Rastatt. Das Regiment kehrte am 1. Februar 1851 in die alten Quartiere zurück. Nachdem Österreich und Preußen die Elbherzogtümer in Besitz genommen hatten, war es zwischen den beiden Großstaaten zu ernsten Zerwürfnissen gekommen, die schließlich zum Krieg führten. Am 8. Mai 1866 begann die Mobilmachung, es wurde eine fünfte Eskadron (Ersatzeskadron) aufgestellt. Das Regiment wurde durch 200 Reservisten und 225 Augmentationspferde verstärkt. Diese Pferde sollten auf dem Weg zum Schlachtfeld ausgebildet werden. Am 2. Juli wurde eine Patrouille zur Aufklärung voraus geschickt. Nördlich von Sucha trafen sie auf den Gegner. Da weit genug aufgeklärt war, gab der Patrouillenkommandeur Befehl zum Rückzug. Beim Überwinden eines Grabens verweigerte eines der Pferde den Gehorsam, so erwies es sich als Fehler, die Augmentationspferde in vorderster Front einzusetzen. Trotzdem gelang dem Reiter, sich zum Regiment durchzuschlagen. Er meldete sich am nächsten Tag mit 11 Säbelhieben.
Am 3. Juli kam es zur Schlacht bei Königgrätz. Gegen 8.00 Uhr begann der Angriff. Als am Nachmittag die Kräfte schwanden und die Truppen begannen sich zurückzuziehen, kam die Nachricht von der Annäherung des Kronprinzen mit der II. Armee. Nun leisteten die Truppen wieder stärkeren Widerstand, insbesondere als gegen 15:30 Uhr festgestellt wurde, dass der Widerstand der Österreicher nachließ. Sofort bekam die Kavallerie den Befehl, den Flüchtigen nachzusetzen. Als sie auf die ersten Österreicher trafen, wurde durch Infanteriefeuer die Spitze der Standarte durch eine Kugel abgerissen. Ein Teil der Österreicher wurde einfach niedergeritten, die anderen aber leisteten erbitterten Wiederstand. Nach einer Weile mussten sie sich trotzdem ergeben. Es gelang, eine flüchtende Artilleriebrigade einzuholen und die vier Kanonen, die sie führten, zu erbeuten. Im Gefecht bei Blumenau, am 22. Juli 1866, erhielt das Regiment gegen 11:00 Uhr den Befehl zum Angriff, als österreichische Unterhändler den Abschluss eines Waffenstillstandes meldeten. Dieser Waffenstillstand wurde am 27. Juli vorerst zu einem stolzen Frieden für Preußen ausgehandelt. Bei der anschließenden Siegesparade am 31. Juli wurde des Königs Majestät durch den Prinzen Friedrich Karl darauf aufmerksam gemacht, dass die Spitze der Standarte der 12. Husaren bei Königgrätz abgeschossen worden wäre. Daher geruhten SM zu bestimmen, dass die neue Spitze die Aufschrift "KÖNIGGRÄTZ 3. JULI 1866" erhalten sollte.
Der Prager Frieden hatte am 23. August den Krieg zwischen den Bundesstaaten beendet, Österreich schied aus dem deutschen Staatenverband aus und gab seine Rechte auf Schleswig-Holstein auf. Preußen erhielt die Befugnis, den nördlich des Main gelegenen Teil Deutschlands zu einem Bundesstaat zu vereinigen.
Befehlsgemäß wurde das Regiment per Schiff und anschließender Bahnverladung in die heimischen Gefilde zurückgeführt. Am 13. September rückte das Regiment in Merseburg ein. Nach einer Feier marschierte die 1. und 2. Eskadron nach Weißenfels ab, wo sie ebenfalls herzlich begrüßt wurden. Bis zum Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 verblieben die Eskadrons nun in ihren Garnisonen.
Nach Auffassung des Verfassers der Regimentschronik reizten die Erfolge Preußens im Jahre 1866 Frankreichs Neid derart, so dass Frankreich am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg erklärte. Schon am 16. Juli begann Preußen mit der Mobilmachung. Von Merseburg nach Mannheim reiste das Regiment per Bahnverladung. Der 1. August brachte die erste Berührung mit dem Feind. Das 12. Husarenregiment überschritt erst am 16. August die Mosel und wurde zur Verbindung der 1. und 2. mit der 3. Armee eingesetzt. Nach einigen kleinen Scharmützeln verlor das Regiment in der Schlacht bei Beaumont am 30. August seinen ersten Kameraden. Am 1. September begann die Schlacht um Sedan, die bereits am folgenden Tage mit der Kapitulation der französischen Armee endete. Jeder glaubte, das Ende des Krieges sei gekommen. Als die Franzosen von der Gefangennahme ihres Kaisers erfuhren, stürzten sie ihr Kaiserreich und beschlossen, den Krieg bis zum bitteren Ende fortzuführen. Während des Vormarschs auf Paris mussten die Eskadrons des 12. Husarenregiments in seitlich der Marschroute gelegenen Ortschaften Beitreibungen durchführen, da die Verpflegung durch Nachschub oftmals nicht gewährleistet werden konnte. Der Gesundheitszustand unter den Mannschaften verschlechterte sich dramatisch während der Belagerung von Paris. Durch den Spürsinn der Husaren wurden in den Kellern der als Quartier genutzten Gebäuden fast unerschöpfliche Weinvorräte entdeckt. Die kräftigen Rotweine wirkten besonders günstig auf den Gesundheitszustand ein und bildeten ein vorzügliches Schutzmittel gegen Typhus und Ruhr.
Am 18. Januar 1871 nahm König Wilhelm von Preußen die ihm von den deutschen Fürsten angetragene Kaiserwürde an.
Die Einschließung und Belagerung von Paris begann am 19. September und endete am 29. Januar 1871 mit dem Abschluss eines Waffenstillstandes. Die Bedingungen für den Waffenstillstand lauteten auf Übergabe der Forts um Paris, Kriegsgefangenschaft der Pariser Armee, Auslieferung sämtlicher Geschütze und Waffen sowie auf Zahlung von 200 Millionen Franc. Nach dem Waffenstillstand wurde am 12. März der endgültige Friedensvertrag abgeschlossen. Bedingung dafür war, dass Frankreich an Deutschland das Elsass, Deutsch-Lotringen mit Metz und Diedenhofen - zusammen 260 Quadratmeilen mit 1,5 Millionen Einwohnern - abtritt. Ferner war eine Kriegsentschädigung von 5 Milliarden Francs zu zahlen.
Am 19. Juni rückte das Regiment in die heimischen Garnisonen ein, wo ihnen auch diesmal ein herzlicher Empfang bereitet wurde. Von nun an gab es wieder Dienst nach Vorschrift. Während der Friedenszeit wurden verschiedene Manöver und Paraden abgehalten. Im Februar 1875 bat der Kommandeur darum, ihm fortan nur Füchse als Remonten zuzuweisen. Während eines Manövers, am 10. September 1876, weilten der Kaiser und 16 fürstliche Personen in der Garnison in Weißenfels, um das neu eingerichtete Kasino feierlich einzuweihen. Im Jahre 1882 wohnte der Großfürst Wladimir den Manövern in Schlesien bei und versprach, das Regiment, welches er bis dahin noch nie gesehen hatte, besuchen zu wollen. Er schenkte dem Regiment 20.000 Mark zur Beschaffung von Pelzen. Die Erlaubnis zum Tragen dieser Pelze wurde am 17. März des folgenden Jahres durch eine Kabinettsorder erteilt. Am 12. Oktober machte der Großfürst sein Versprechen war und besuchte das Regiment.
Abermals stellte man zu einem Manöver fest, dass die Bewaffnung mit Feuerwaffen sich mehrfach verbessert habe. So trat 1875 an Stelle des Zündnadelkarabiners der aptierte Chassepotkarabiner, welcher wiederum 1877 durch den Karabiner M/71 ersetzt wurde. Im November desselben Jahres erhielten die Unteroffiziere und Trompeter, welche bis dahin die Pistole geführt hatten, den Revolver M/79.
Im Jahre 1888 verstarben gleich zwei Hohenzollernkaiser kurz nacheinander. Kaiser Friedrich III. war gesundheitlich sehr geschwächt und überlebte seinen Vater nur um 99 Tage. So wurde Kaiser Wilhelm II. auf den Thron seiner Väter berufen. Am 15. Juni 1888 leistete die Armee ihm auf Schloss Friedrichskron den Treueid.
Noch im selben Jahr wurde die Ausbildung der Husaren geändert. Man begann Flussläufe auch ohne Unterstützung der Pioniere zu überwinden und Zerstörungsarbeiten durchzuführen. Gleichzeitig begann der Unterricht im Telegraphieren, Telegraphenapparate wurden jetzt auf dem Pferd mitgeführt. Die Bewaffnung änderte sich ebenfalls. Am 26. September wurde eine Kabinettsorder gefasst, die die Einführung der Stahlrohrlanze anordnete. Darüber hinaus wurde anstatt des Bocksattels der Armeesattel eingeführt. Dieser hatte den Vorteil eines tieferen Sitzes und ermöglichte somit eine bessere Einwirkung auf das Pferd. Ferner erhielt die Kavallerie den Mehrladerkarabiner M/88 und den Degen M/89.
Am 25. März 1890 feierte man die 75-jährige Zugehörigkeit zu Preußen, zu welcher der Kaiser und viele der ehemaligen Kommandeure und Offiziere gratulierten. Im Oktober 1896 fand zum ersten Mal der Distanzritt Berlin - Wien statt, an dem auch Offiziere des 12. Husarenregimentes teilnahmen. Einem dieser Offiziere gelang es, das Ziel mit einem gesunden Pferd in 106 Stunden und 31 Minuten als schnellster Reiter zu erreichen. Somit brachte er die Ehre des Sieges in das 12. Husarenregiment.
Am 1. Januar 1900 wurde zum Anlass der Jahrhundertwende die Standarte des Regimentes im Dome zu Merseburg feierlich mit Spangen geschmückt. Da die Standarte in den letzten Kriegen sehr gelitten hatte, wurde am 30. August die neue Standarte geweiht und am 3. September feierlich übergeben. Im Jahre 1901 wurden die in Merseburg und Weißenfels stationierten Teile des Regiments nach Torgau zusammenverlegt. Mit der Verleihung des Säkularbandes anlässlich der einhundertjährigen Zugehörigkeit zu Preußen am 25. März 1915 endet die vorliegende Chronik des 12. HUSARENREGIMENTES.
Termine
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